Die diesjährige Frühlingsveranstaltung der Seniorengruppe des LVBS führte 22 Ruheständler inklusive Begleitungen bei angenehmem Frühsommerwetter an die tschechisch-deutsche Grenze nach Sebnitz.
Mit der S-Bahn ging es zunächst von Dresden nach Pirna und von dort durch eine landschaftlich reizvolle, ländliche Gegend über Neustadt nach Sebnitz. Während der ausgedehnten Zugfahrt nutzten alle Teilnehmer die Zeit, um sich gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen und sich über die Erwartungen an den Tag auszutauschen. Über das Ziel, die „Stadt der Kunstblume“, hatten einige schon viel zu berichten und so kamen wir nicht ganz unvorbereitet an der Schaumanufaktur in Sebnitz an.
Nach dem unsere Gruppe um die letzten, direkt nach Sebnitz angereisten Ruheständler ergänzt wurde, erwartete uns dort bereits eine freundliche Mitarbeiterin und weihte uns in den nächsten 45 Minuten umfangreich in die Geheimnisse der Kunstblumenherstellung ein.
Wir erfuhren viel über die Anfänge im 19. Jahrhundert, als böhmische Migranten die Kunstblumenproduktion in der sächsischen Provinz etablierten, welche bis zur Jahrhundertwende Weltruhm erlangte. Zeitweise lebten in und um Sebnitz bis zu 15000 Menschen direkt von der Herstellung von Blumen- und Pflanzenteilen, teilweise in vielen kleineren und größeren Fabriken, teilweise in Heimarbeit. Besonders für Frauen war dies eine Möglichkeit, neben ihren häuslichen Pflichten zum Familieneinkommen beizutragen. Die Nachfrage nach Kunstblumen aus Sebnitz hielt auch nach dem 2. Weltkrieg an. Nach und nach wurden alle privaten Betriebe im Raum Sebnitz/Neustadt im „VEB Kunstblume“ zusammengeführt und auf Devisenbeschaffung ausgerichtet. Die Produkte wurden deshalb stark subventioniert und zu 25 % des kalkulierten Preises ins Ausland verkauft. Damit entfiel nach der politischen Wende 1990 die wirtschaftliche Grundlage für die Sebnitzer Seidenblumenindustrie, Hersteller in Fernost konnten preiswerter produzieren und sich der wechselnden Mode schneller anpassen. Praktisch über Nacht verloren tausende Beschäftigte ihr Auskommen. Wie in vielen Regionen der neuen Bundesländer begann für Sie die Suche nach neuer Arbeit, begleitet von Umschulungen oder Wegzug gen Westen.
Heute arbeiten noch 12!! Frauen in der Schaumanufaktur. Auf diese Weise kann das geschichtsträchtige Handwerk, vorerst wenigstens, noch erhalten und interessierten Besuchern live gezeigt werden.
Nach einem kurzen Abstecher in den Shop der Schaumanufaktur und dem Kauf des einen oder anderen künstlichen Sträußchens ging die Seniorengruppe in die Gaststätte „Zur Gräte“ zu Tisch. Bei leckerem Fisch und kühlen Getränken kamen die Gespräche schnell wieder in Gang und so verging die Zeit bis zur Rückfahrt nach Dresden schnell. Gestärkt wurde auch der finale steile Anstieg zum Sebnitzer Bahnhof geschafft. Zum Abschied waren sich alle darüber einig, wieder einen schönen und interessanten Tag gemeinsam verbracht zu haben.
Der nächste Ausflug der Seniorengruppe wird in der Vorweihnachtszeit im November 2017 stattfinden und uns in die „Weihnachtswelt“ nach Seiffen führen. Ich freue mich auf Sie und wünsche Ihnen bis dahin eine angenehme und interessante Zeit.
Andreas Fürll, Ausschuss Senioren des LVBS